Wir leben in einem kapitalistischen System. Die, die das Kapital haben, beherrschen es. Die, die es haben wollen, werden beherrscht. Es ist ein Herrschaftsinstrument der Wenigen, das mächtiger ist als die demokratische Entscheidung der Vielen. Geld regiert die Welt und es bleibt in den Händen Weniger, die „to big to fail“ sind. Die Vielen bezahlen das. Schließlich fallen gelegentlich einige Krümel vom Tisch der Reichen auf die dazwischen gestellten politischen Entscheidungsträger.
Nur wer arbeitet, soll auch essen
Der von Ex-Minister für Arbeit und Soziales Müntefering überlieferte, ursprünglich aus der Bibel stammende und auch bereits von Lenin verwendete Satz hat keinen vermögenden Privatier aufgeschreckt. Jeder wusste, dass es nicht um das leistungslose Einkommen aus Kapitalvermögen geht. Der Arbeitsmarktpolitiker Ottmar Schreiner merkte zu Recht an, dass das System Hartz-IV-Empfänger einer stärkeren Kontrolle unterwerfe als Steuerbetrüger. Da wir alle für den Erhalt der Existenz Geld benötigen, ist es einfach durch den Entzug Kontrolle auszuüben.
Wer hat, dem wird gegeben
Dieser, ebenfalls aus der Bibel stammende Spruch verdeutlicht den Zusammenhang. Insbesondere der zweite Teil: „ [ … ] wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat. “ ( Matthäus 25 ) beschreibt die gegenwärtigen Verhältnisse auf eine treffende Art. Diejenigen, die gerade genug haben um ihre Existenz zu sichern, sei es durch Arbeit oder Sozialleistungen, werden immer auf jemanden angewiesen sein, der ihnen Geld gibt. Das von ihnen geschaffene Kapital wird von anderen Abgeschöpft. Dennoch erhalten gerade diese Menschen das kapitalistische System durch ihren Konsum. Sie zahlen Miete und tragen damit den Kredit des Eigentümers. Sie kaufen Essen, Kleidung, erziehen Kinder und wenn am Ende etwas übrig bleibt, „ gönnen “ sie sich kleine Symbole des Reichtums und erhalten ihre eigene Abhängigkeit. Viele, die etwas mehr haben, „ gönnen “ sich mehr und größere Symbole des Reichtums der wenigen Anderen. Viele wollen mehr und verschärfen ihre Abhängigkeit durch Schulden und merken erst spät, dass sie selbst bei 50 % Rabatt und 0 % Finanzierung noch jede Menge Geld ausgeben, dass sie nicht haben.
Clevere Schulden, dumme Schulden
Die Verschuldung an sich ist nicht per se etwas Schlechtes. Es kommt darauf an, wofür das Geld ausgegeben wird. Kauft ein Mieter bspw. eine Eigentumswohnung, die er selbst bewohnt und nimmt dafür Schulden auf, kann er die Zinsen mit dem Gewinn des (Ex-) Vermieters gegen finanzieren. Die Finanzierung eines neunen energiesparenden Kühlschranks kann sich ebenso rechnen, wenn der Alte viel Strom verbraucht hat. Wer sein Dispo für Reisen, Restaurant-Besuche oder das neueste iPhone ausreizt, zahlt nicht nur horrende Zinsen, sondern tätigt auch keine nachhaltige Investition in die Zukunft.
Plan B
Wer Schulden macht, muss sie früher oder später zurückzahlen. Damit ist er nicht nur darauf angewiesen seine Existenz zu erarbeiten, sondern auch die Rate an die Bank. Sein Zwang Einkommen zu erzielen und kreditwürdig zu bleiben macht ihn gefügiger und anfälliger für die Angst des Geld-Entzuges. Die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust und damit dem Einkommen treibt ihn zu mehr Selbstausbeutung, mehr Stress und Sorgen und mehr Konsum und Zerstreuung um es auszugleichen. Behält er aber das Maß und verschuldet sich nur soweit, dass es ihm auch im Falle eines zwischenzeitlichen Jobverlustes nicht ruiniert, verliert das Szenario seinen Schrecken und das Geld des Chefs seine Macht. Mache schaffen es sogar genügend Geld zu akkumulieren um die Abhängigkeit vom Geldverdienen los zu werden.
Maßvolle Investitionen in die eigene Zukunft
Es ist langweilig, macht kein Spaß und spießiger wäre nur noch ein Eierkocher. Bankberater würden versuchen die Geldanlagen mit provisionskräftigen aber risikoreichen Finanzprodukten, gerade bei jüngeren Kunden, aufzumöbeln. No risk, no fun? Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Akademiker sehr viel Spaß in ihrer Studienzeit erlebt haben, trotz dauerpleite gewesen zu sein. Es gibt Dinge, die man nicht kaufen kann. Bei allem Anderen gibt es Dinge, die man sich nicht kaufen muss.